Stoßwellentherapie einfach erklärt
Heilung ohne Operation: Wie Stoßwellen Ihren Körper zur Selbstheilung anregen
Als Facharzt für Orthopädie setze ich in meiner Praxis seit Jahren erfolgreich die Stoßwellentherapie ein – eine innovative, nicht-operative Behandlungsmethode, die bei vielen Beschwerden des Bewegungsapparates erstaunliche Erfolge erzielt. Doch was genau sind Stoßwellen und wie können sie bei der Heilung helfen?
Was ist die Stoßwellentherapie?
Die Stoßwellentherapie ist ein modernes, nicht-invasives Behandlungsverfahren, bei dem energiereiche Schallwellen gezielt auf erkrankte Gewebebereiche gerichtet werden. Diese Stoßwellen sind kurze, intensive Druckimpulse, die sich wellenförmig durch das Gewebe ausbreiten und dort verschiedene Heilungsprozesse auslösen.
Einfach erklärt: Stellen Sie sich vor, Sie werfen einen Stein in einen ruhigen Teich. Die entstehenden Wellen breiten sich kreisförmig aus – ähnlich funktionieren Stoßwellen in Ihrem Körper, nur viel gezielter und therapeutisch wirksam.
Wie entstehen die Stoßwellen?
In der Medizin werden Stoßwellen auf drei verschiedene Arten erzeugt:
1. Elektrohydraulisches Verfahren
Elektrische Entladung unter Wasser erzeugt die Druckwelle – ähnlich einem kontrollierten Mini-Blitz.
2. Elektromagnetisches Verfahren
Magnetspulen erzeugen die Wellen – wie bei einem Lautsprecher, nur viel stärker.
3. Piezoelektrisches Verfahren
Kristalle wandeln elektrische Energie in mechanische Wellen um – ähnlich wie in Ultraschallgeräten.
In meiner Praxis verwende ich hauptsächlich elektromagnetische Geräte, da sie eine sehr präzise Dosierung und Fokussierung ermöglichen.
Wie wirken Stoßwellen im Körper?
Die therapeutische Wirkung der Stoßwellen basiert auf mehreren biologischen Mechanismen:
Mikrozirkulation wird verbessert
Die Stoßwellen erweitern die kleinsten Blutgefäße und verbessern so die Durchblutung im behandelten Gewebe. Mehr Sauerstoff und Nährstoffe erreichen die geschädigten Bereiche.
Stoffwechsel wird aktiviert
Der mechanische Reiz regt die Zellen zur verstärkten Aktivität an. Heilungsprozesse werden beschleunigt und das Gewebe regeneriert sich schneller.
Schmerzweiterleitung wird gehemmt
Stoßwellen können Schmerzrezeptoren beeinflussen und die Weiterleitung von Schmerzsignalen zum Gehirn reduzieren.
Verkalkungen werden aufgelöst
Bei Kalkablagerungen (z.B. Fersensporn) können Stoßwellen diese mechanisch zertrümmern und auflösen.
Kollagenbildung wird angeregt
Die Behandlung stimuliert die Produktion von Kollagen – einem wichtigen Baustein für gesundes Bindegewebe.
Bei welchen Beschwerden hilft die Stoßwellentherapie?
Die Stoßwellentherapie ist besonders erfolgreich bei:
Sehnenerkrankungen:
Tennisellenbogen (Epicondylitis) – Erfolgsrate ca. 80%
Golferellenbogen – sehr gute Langzeitergebnisse
Achillessehnenbeschwerden – auch bei chronischen Fällen
Patellasehnen-Syndrom (Springerknie)
Schulterprobleme:
Kalkschulter – oft Alternative zur Operation
Impingement-Syndrom
Frozen Shoulder – unterstützend zur Physiotherapie
Fußbeschwerden:
Fersensporn – eine der häufigsten Anwendungen
Plantarfasziitis (Fußsohlenschmerz)
Weitere Anwendungsgebiete:
Triggerpunkte (Muskelverhärtungen)
Verzögerte Knochenbruchheilung
Bestimmte Formen der Arthrose
Wie läuft eine Stoßwellenbehandlung ab?
1. Vorbereitung und Aufklärung
Zunächst erkläre ich Ihnen den genauen Ablauf und beantworte alle Ihre Fragen. Die Behandlung erfolgt ambulant und dauert etwa 15-20 Minuten.
2. Positionierung
Sie nehmen eine bequeme Position ein, bei der die zu behandelnde Stelle gut zugänglich ist. Die Haut wird mit einem speziellen Gel benetzt – ähnlich wie bei einer Ultraschalluntersuchung.
3. Behandlung
Der Stoßwellenkopf wird präzise auf die schmerzhafte Stelle aufgesetzt. Je nach Erkrankung werden 2000-4000 Stoßwellen mit unterschiedlicher Energie abgegeben.
Was Sie spüren: Die meisten Patienten beschreiben das Gefühl als "pulsierendes Klopfen" oder "rhythmisches Hämmern". Die Intensität kann ich individuell anpassen.
4. Nachbehandlung
Nach der Behandlung können Sie sofort nach Hause gehen. Intensive sportliche Aktivitäten sollten für 2-3 Tage vermieden werden.
Wie viele Behandlungen sind nötig?
Die Anzahl der erforderlichen Sitzungen hängt von der Erkrankung ab:
Akute Beschwerden: Oft 3-5 Sitzungen
Chronische Probleme: Meist 5-7 Sitzungen
Hartnäckige Fälle: Gelegentlich bis zu 10 Sitzungen
Die Behandlungen erfolgen in der Regel im Wochenabstand, damit sich das Gewebe zwischen den Sitzungen regenerieren kann.
Wann tritt die Wirkung ein?
Sofortige Wirkung: Etwa 30% der Patienten verspüren bereits nach der ersten Behandlung eine Besserung.
Verzögerte Wirkung: Die meisten Patienten bemerken nach 2-3 Sitzungen erste Verbesserungen.
Langzeitwirkung: Der volle Behandlungseffekt zeigt sich oft erst 6-12 Wochen nach der letzten Sitzung, da die Heilungsprozesse Zeit brauchen.
Ist die Behandlung schmerzhaft?
Die Schmerzempfindung ist sehr individuell:
Leichte Beschwerden: Meist gut tolerierbar
Intensivere Behandlung: Kann unangenehm sein, ist aber gut aushaltbar
Anpassung möglich: Ich kann die Intensität jederzeit anpassen
Wichtig: Ein gewisser Schmerz während der Behandlung ist normal und zeigt, dass die Stoßwellen das erkrankte Gewebe erreichen.
Vorteile der Stoßwellentherapie
Nicht-operativ: Vermeidung von Operationsrisiken
Ambulant: Keine Krankenhausaufenthalte nötig
Kurze Behandlungszeit: Nur 15-20 Minuten pro Sitzung
Schnell einsatzfähig: Meist sofort wieder arbeitsfähig
Nebenwirkungsarm: Keine systemischen Nebenwirkungen
Langanhaltend: Oft dauerhafte Besserung
Kosteneffektiv: Günstiger als operative Eingriffe
Mögliche Nebenwirkungen
Die Stoßwellentherapie ist sehr sicher, gelegentlich können auftreten:
Hautrötungen an der Behandlungsstelle
Leichte Schwellungen
Vorübergehende Schmerzverstärkung (1-2 Tage)
Kleine Blutergüsse bei empfindlicher Haut
Ernste Nebenwirkungen sind extrem selten und in der Fachliteratur kaum dokumentiert.
Wann ist die Stoßwellentherapie nicht geeignet?
Absolute Kontraindikationen:
Schwangerschaft
Gerinnungsstörungen oder Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten
Infektionen im Behandlungsgebiet
Tumorerkrankungen in der Behandlungsregion
Relative Kontraindikationen:
Herzschrittmacher (je nach Lokalisation)
Wachstumsfugen bei Kindern und Jugendlichen
Behandlung über größere Nervenbahnen
Erfolgsaussichten und Studienlage
Die Stoßwellentherapie ist wissenschaftlich gut untersucht:
Fersensporn: Erfolgsrate von 70-90% in verschiedenen Studien Tennisellenbogen: Langzeiterfolg bei etwa 80% der Patienten Kalkschulter: 85-90% zeigen deutliche Verbesserung Achillessehnenbeschwerden: 70-85% Besserung der Symptomatik
Kosten und Kostenübernahme
Gesetzliche Krankenkassen: Die Kosten werden leider nicht standardmäßig übernommen, da die Stoßwellentherapie noch nicht im Leistungskatalog steht.
Private Krankenkassen: Übernehmen die Kosten meist vollständig.
Selbstzahler: Die Kosten pro Sitzung liegen je nach Aufwand zwischen 80-150 Euro.
Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach – manche übernehmen die Kosten im Rahmen von Satzungsleistungen oder auf Einzelfallantrag.
Kombination mit anderen Therapien
Die Stoßwellentherapie lässt sich hervorragend kombinieren:
Physiotherapie: Ergänzt sich optimal
Akupunktur: Verstärkt oft die Wirkung
Medikamentöse Therapie: Bei starken Schmerzen parallel möglich
Manuelle Therapie: Unterstützt die Heilung
Mein Fazit als Facharzt
Die Stoßwellentherapie hat die Behandlung vieler orthopädischer Erkrankungen revolutioniert. Besonders beeindruckt mich, dass wir oft langjährige, chronische Beschwerden ohne Operation erfolgreich behandeln können.
Meine Erfahrung zeigt: Patienten, die konservative Therapien erfolglos durchlaufen haben, profitieren oft erheblich von der Stoßwellentherapie. Sie ist eine echte Alternative zu operativen Eingriffen und sollte bei geeigneten Beschwerden immer in Betracht gezogen werden.
Wichtig: Die Stoßwellentherapie ersetzt nicht die Ursachenbehandlung. Fehlbelastungen, muskuläre Dysbalancen oder ungünstige Bewegungsmuster sollten parallel korrigiert werden.
Interessieren Sie sich für eine Stoßwellentherapie oder möchten Sie wissen, ob diese Behandlung für Ihre Beschwerden geeignet ist? Gerne berate ich Sie ausführlich über die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten in Ihrem individuellen Fall.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt nicht die individuelle ärztliche Beratung. Bei Beschwerden suchen Sie bitte einen Facharzt auf.