Erklärung Akupunktur: Funktionsweise und Nutzen
Akupunktur erklärt: Eine traditionelle Heilmethode mit moderner Anwendung bei verschiedenen Beschwerden
Als Facharzt für Orthopädie mit Zusatzqualifikation in Traditioneller Chinesischer Medizin setze ich in meiner Praxis regelmäßig die Akupunktur ein -- eine jahrtausendealte, sanfte Behandlungsmethode, die vielen meiner Patienten bereits zu deutlicher Besserung verholfen hat. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Therapieform und wann kann sie Ihnen helfen?
Was ist Akupunktur?
Akupunktur ist ein zentraler Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), deren Ursprünge mehr als 2000 Jahre zurückreichen. Bei dieser Therapieform werden feine Nadeln an bestimmten Punkten des Körpers platziert. In der TCM unterscheiden wir zwischen verschiedenen Formen:
Klassische Körperakupunktur: Hierbei werden die Nadeln an den traditionellen Akupunkturpunkten entlang der Meridiane (Energiebahnen) gesetzt.
Ohrakupunktur: Diese konzentriert sich auf Akupunkturpunkte am Ohr, die als Reflexzonen für den gesamten Körper fungieren.
Elektroakupunktur: Hier werden die Nadeln zusätzlich mit schwachem elektrischem Strom stimuliert.
Die Nadeln sind extrem dünn (0,2-0,3 mm), steril verpackt und werden nur einmal verwendet, wodurch die Behandlung nahezu schmerzfrei und sehr sicher ist.
Wie wirkt die Akupunktur?
Die Wirkung der Akupunktur lässt sich sowohl aus traditioneller als auch aus moderner medizinischer Sicht erklären:
Energetisches Gleichgewicht: Nach dem Verständnis der TCM fließt Lebensenergie (Qi) durch Meridiane im Körper. Blockaden in diesem Energiefluss können zu Beschwerden führen. Die Akupunktur soll diese Blockaden lösen und das Gleichgewicht wiederherstellen.
Schmerzlinderung: Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Akupunktur die Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel (Endorphine) stimuliert.
Entzündungshemmung: Durch die Nadelstimulation werden entzündungshemmende Prozesse aktiviert.
Muskelentspannung: Akupunktur kann Verspannungen lösen und die Durchblutung verbessern.
Regulierung des Nervensystems: Die Therapie kann beruhigend auf das Nervensystem wirken und so Stress reduzieren.
Immunmodulation: Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur das Immunsystem positiv beeinflussen kann.
Bei welchen Beschwerden hilft die Akupunktur?
Die Akupunktur hat sich bei zahlreichen Erkrankungen als wirksam erwiesen:
Schmerzzustände:
Chronische Rückenschmerzen und Nackenschmerzen
Arthrose der großen Gelenke (Knie, Hüfte)
Kopfschmerzen und Migräne
Schulter-Arm-Syndrom und Tennisellenbogen
Neuralgien wie Trigeminusneuralgie oder Ischiasschmerzen
Funktionelle Störungen:
Verdauungsbeschwerden wie Reizdarmsyndrom oder Übelkeit
Schlafstörungen und Erschöpfungszustände
Allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen
Menstruationsbeschwerden und klimakterische Beschwerden
Psychische Komponenten:
Stressbedingte Beschwerden
Milde bis moderate Depressionen
Angstzustände
Burnout-Prävention
Wie läuft eine Akupunkturbehandlung ab?
Erstgespräch und Diagnose: Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese nach westlichen und TCM-Kriterien.
Vorbereitung: Sie nehmen auf der Behandlungsliege eine bequeme Position ein. Je nach zu behandelnder Region werden entsprechende Körperbereiche freigelegt.
Durchführung: Die sterilen Einmalnadeln werden an den individuell ausgewählten Akupunkturpunkten platziert. Dies verursacht in der Regel nur ein kurzes Pieksen oder leichtes Druckgefühl. Die Nadeln verbleiben etwa 20 Minuten im Körper, während Sie entspannt liegen.
Nachruhe: Nach dem Entfernen der Nadeln empfehle ich eine kurze Ruhephase, bevor Sie Ihren Alltag wieder aufnehmen.
Was Sie über die Behandlung wissen sollten
Anzahl der Behandlungen:
Für einen nachhaltigen Therapieerfolg sind in der Regel 6-10 Behandlungen erforderlich, die zunächst 1-2 mal wöchentlich, später in größeren Abständen erfolgen. Bei akuten Beschwerden kann manchmal schon nach wenigen Sitzungen eine deutliche Verbesserung eintreten, während chronische Erkrankungen einen längeren Behandlungszeitraum benötigen.
Erfolgsaussichten:
Die Erfolgsraten der Akupunktur variieren je nach Erkrankung. Besonders gut sind die Erfolgsaussichten bei Schmerzzuständen des Bewegungsapparates (meiner Erfahrung nach 70-80%). Die Wirkung kann unmittelbar nach der Behandlung, aber auch verzögert nach mehreren Sitzungen eintreten.
Nebenwirkungen:
Die Akupunktur ist eine sehr sichere Therapiemethode mit wenigen Nebenwirkungen. Gelegentlich können auftreten:
Kleine Blutergüsse an den Einstichstellen
Kurzfristige Müdigkeit nach der Behandlung
Vorübergehende Verstärkung der Symptome ("Erstverschlimmerung")
Kontraindikationen:
Die Therapie sollte nicht oder nur eingeschränkt angewendet werden bei:
Starken Gerinnungsstörungen oder Einnahme bestimmter blutverdünnender Medikamente
Akuten fieberhaften Infekten
Schweren psychiatrischen Erkrankungen
Bestimmten Hauterkrankungen im Behandlungsgebiet
Vorteile der Akupunktur
Die Akupunktur bietet zahlreiche Vorteile:
Nebenwirkungsarm und schonend
Keine Medikamentenbelastung
Ambulant durchführbar
Ganzheitlicher Ansatz
Kann ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt werden
Häufig wirksam bei therapieresistenten Beschwerden
Stärkung der Selbstregulationskräfte des Körpers
Mein Fazit als Facharzt
In meiner langjährigen Praxis habe ich die Akupunktur als wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin schätzen gelernt. Besonders bei chronischen Schmerzzuständen, funktionellen Störungen und stressbedingten Beschwerden kann sie eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zu anderen Therapieformen darstellen.
Die Akupunktur betrachtet den Menschen immer als Ganzes und nicht nur das einzelne Symptom. Dieser ganzheitliche Ansatz führt oft dazu, dass nicht nur die Hauptbeschwerden gelindert werden, sondern sich auch das allgemeine Wohlbefinden verbessert.
Haben Sie Fragen zur Akupunktur oder möchten Sie wissen, ob diese Behandlungsmethode für Ihre Beschwerden geeignet ist? Kontaktieren Sie mich gerne für einen persönlichen Beratungstermin.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt nicht die individuelle ärztliche Beratung. Bei Beschwerden suchen Sie bitte einen Facharzt auf.