Erklärung Stoßwellentherapie: Funktionsweise und Nutzen

Stoßwellentherapie erklärt: Eine moderne Behandlungsmethode bei Schmerzen am Bewegungsapparat

Als Facharzt für Orthopädie und Traumatologie setze ich in meiner Praxis regelmäßig die Stoßwellentherapie ein – eine wirksame, nicht-invasive Behandlungsmethode, die vielen meiner Patienten bereits zu deutlicher Schmerzlinderung verholfen hat. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Therapieform und wann kann sie Ihnen helfen?

Was sind Stoßwellen?

Stoßwellen sind akustische Druckwellen, die sich im Gewebe ausbreiten. In der Medizin unterscheiden wir zwischen zwei Arten:

  1. Fokussierte Stoßwellen: Diese werden punktgenau auf das zu behandelnde Gewebe gerichtet und dringen tiefer ins Gewebe ein.

  2. Radiale Stoßwellen: Diese breiten sich fächerförmig aus und wirken eher oberflächlich, aber über eine größere Fläche.

Die eingesetzten Stoßwellen ähneln in ihrer Natur den Schallwellen, die auch bei einem Ultraschall verwendet werden, sind jedoch energiereicher und werden gezielt zur Behandlung von Schmerzzuständen und Gewebeveränderungen eingesetzt.

Wie wirkt die Stoßwellentherapie?

Die heilsame Wirkung der Stoßwellentherapie basiert auf mehreren Mechanismen:

  • Durchblutungsförderung: Die Stoßwellen regen die Bildung neuer Blutgefäße an und verbessern dadurch die Durchblutung im behandelten Gewebe.

  • Schmerzlinderung: Durch die Beeinflussung der Schmerzrezeptoren kommt es zu einer Reduktion der Schmerzwahrnehmung.

  • Stoffwechselanregung: Der lokale Stoffwechsel wird aktiviert, was die körpereigenen Heilungsprozesse beschleunigt.

  • Auflösung von Verkalkungen: Bei Kalkablagerungen können Stoßwellen zur Auflösung dieser störenden Einlagerungen beitragen.

  • Stimulation der Selbstheilungskräfte: Die Therapie fördert die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und unterstützt so die Regeneration von Sehnen, Bändern und anderen Strukturen.

Bei welchen Beschwerden hilft die Stoßwellentherapie?

Die Stoßwellentherapie hat sich besonders bei folgenden Erkrankungen bewährt:

Sehnenbeschwerden:

  • Fersensporn (Plantarfasziitis): Schmerzen an der Fußsohle, besonders beim ersten Auftreten am Morgen

  • Kalkschulter (Tendinosis calcarea): Verkalkungen in den Schultersehnen mit eingeschränkter Beweglichkeit

  • Tennisellenbogen (Epicondylitis lateralis): Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens

  • Golferellenbogen (Epicondylitis medialis): Schmerzen an der Innenseite des Ellenbogens

  • Patellaspitzensyndrom ("Springerknie"): Schmerzen unterhalb der Kniescheibe

Muskelbeschwerden:

  • Myofasziale Schmerzsyndrome: Schmerzhafte Verspannungen und Verhärtungen der Muskulatur

  • Triggerpunkte: Lokale Muskelverhärtungen, die bei Druck Schmerzen auslösen können

Knochenbeschwerden:

  • Knochenmarksödeme: schmerzhafte Flüssigkeitsansammlung im Knochenmark, die durch Überlastung, Verletzung oder Entzündung entstehen können

  • Pseudarthrosen: Verzögerte oder ausbleibende Knochenheilung nach Brüchen

  • Stressfrakturen: Haarrisse im Knochen durch Überlastung

Wie läuft eine Stoßwellenbehandlung ab?

  1. Vorgespräch und Diagnose: Zunächst erfolgt eine gründliche Untersuchung, um die genaue Diagnose zu stellen und die Eignung für eine Stoßwellentherapie zu prüfen.

  2. Vorbereitung: Die zu behandelnde Körperstelle wird freigelegt. Bei der fokussierten Stoßwellentherapie wird ein Kontaktgel aufgetragen, um die Übertragung der Stoßwellen zu optimieren.

  3. Durchführung: Der Behandlungskopf des Stoßwellengeräts wird auf die schmerzhafte Region aufgesetzt. Je nach Beschwerdebild werden zwischen 1.000 und 3.000 Stoßwellen pro Sitzung appliziert. Die Behandlung dauert etwa 5-15 Minuten.

  4. Nachbehandlung: Nach der Therapie können Sie Ihren Alltag in der Regel sofort wieder aufnehmen. Bei manchen Patienten kann es vorübergehend zu einer leichten Verstärkung der Beschwerden kommen, die jedoch meist nach wenigen Stunden abklingt.

Was Sie über die Behandlung wissen sollten

Anzahl der Behandlungen:

In der Regel sind 3-5 Behandlungen im Abstand von 1-2 Wochen erforderlich, um einen optimalen Therapieerfolg zu erzielen.

Erfolgsaussichten:

Unserer Erfahrung nach liegt die Erfolgsrate je nach Erkrankung bei 70-80%. Die volle Wirkung tritt oft erst 1-3 Monate nach Abschluss der Behandlungsserie ein, da die angestoßenen Heilungsprozesse Zeit benötigen.

Nebenwirkungen:

Die Stoßwellentherapie ist in der Regel sehr gut verträglich. Mögliche vorübergehende Nebenwirkungen sind:

  • Leichte Rötungen oder Schwellungen im Behandlungsbereich

  • Kurzfristige Schmerzverstärkung

  • Kleine Blutergüsse

Kontraindikationen:

Die Therapie ist nicht geeignet bei:

  • Schwangerschaft

  • Gerinnungsstörungen oder Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten

  • Akuten Entzündungen oder Infektionen im Behandlungsgebiet

  • Tumoren im Behandlungsgebiet

Vorteile der Stoßwellentherapie

Die Stoßwellentherapie bietet zahlreiche Vorteile:

  • Nicht-invasiv (keine Operation notwendig)

  • Ambulant durchführbar

  • Kurze Behandlungsdauer

  • Keine Ausfallzeiten

  • Geringe Nebenwirkungen

  • Alternative zu operativen Eingriffen

  • Kombinierbar mit anderen Therapieformen wie Physiotherapie oder Akupunktur

Mein Fazit als Facharzt

In meiner langjährigen Praxis habe ich bei vielen Patienten mit chronischen Sehnenbeschwerden und anderen Erkrankungen des Bewegungsapparates beeindruckende Erfolge mit der Stoßwellentherapie erzielt – oft nachdem andere konservative Behandlungen keine ausreichende Linderung gebracht haben.

Besonders bei chronischen Beschwerden, die bereits seit mehreren Monaten bestehen, kann diese Therapieform eine wertvolle Alternative zu operativen Eingriffen darstellen. Sie ist dabei ein wichtiger Baustein in einem ganzheitlichen Behandlungskonzept, das individuell auf Ihre Beschwerden abgestimmt wird.

Haben Sie Fragen zur Stoßwellentherapie oder möchten Sie wissen, ob diese Behandlungsmethode für Ihre Beschwerden geeignet ist? Kontaktieren Sie mich gerne für einen persönlichen Beratungstermin.

Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Information und ersetzt nicht die individuelle ärztliche Beratung. Bei Beschwerden suchen Sie bitte einen Facharzt auf.

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