Konservative Therapie bei Kniearthrose – was wirklich hilft
Wenn das Knie schmerzt – Arthrose verstehen
Kniearthrose gehört zu den häufigsten Gelenkerkrankungen. Viele Betroffene denken sofort an Operation oder gar eine Prothese, wenn die Diagnose gestellt wird. Doch die gute Nachricht lautet: Nicht jede Arthrose muss sofort operiert werden. Gerade in frühen und mittleren Stadien gibt es zahlreiche wirksame konservative Behandlungsmöglichkeiten. Diese können Beschwerden deutlich lindern, den Krankheitsverlauf verlangsamen und oft sogar eine Operation über viele Jahre hinauszögern.
In diesem Beitrag erfährst du, welche konservativen Therapien es gibt, wie sie wirken und wie du selbst aktiv dazu beitragen kannst, dein Knie möglichst lange fit und beweglich zu halten.
Ursachen und Beschwerden der Kniearthrose
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der sich der Gelenkknorpel zunehmend abnutzt. Ursachen können vielfältig sein:
Alterungsprozesse
Übergewicht
Verletzungen (z. B. Meniskus- oder Kreuzbandrisse)
Fehlstellungen (X- oder O-Beine)
Überlastung durch Beruf oder Sport
Typische Symptome:
Anlaufschmerzen nach Ruhephasen
Belastungsschmerzen beim Gehen, Treppensteigen oder Hocken
Schwellungen und Entzündungen im Gelenk
Bewegungseinschränkungen
Doch auch wenn Arthrose nicht heilbar ist, lässt sie sich bremsen – vor allem mit konservativen Methoden.
Konservative Therapiemöglichkeiten im Überblick
1. Physiotherapie und Bewegungstraining 🧘
Bewegung ist das A und O bei Arthrose – auch wenn es zunächst paradox klingt. Schonendes Training stärkt die Muskulatur rund ums Knie, verbessert die Stabilität und entlastet damit das Gelenk.
Kräftigungsübungen: Besonders wichtig sind Oberschenkel- und Hüftmuskulatur, da sie wie ein „Stoßdämpfer“ wirken.
Beweglichkeitstraining: Dehnungen und Mobilisationsübungen verhindern das Einrosten.
Gelenkschonende Sportarten: Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking sind ideal.
👉 Regelmäßigkeit ist entscheidend: Lieber 3–4 Mal pro Woche moderate Übungen als seltene, intensive Belastungen.
2. Bandagen, Orthesen und Schuheinlagen 🩹
Hilfsmittel wie Kniebandagen oder Orthesen können das Gelenk entlasten, stabilisieren und Schmerzen reduzieren.
Bandagen: fördern die Durchblutung, geben Halt bei Belastung.
Orthesen: korrigieren Fehlstellungen (z. B. bei O-Beinen) und verteilen die Last gleichmäßiger.
Orthopädische Schuheinlagen: korrigieren Fehlstellungen und können Stoßbelastungen dämpfen
Sie sind vor allem in aktiven Phasen – beim Sport, Spazierengehen oder längeren Tätigkeiten – hilfreich.
3. Medikamente 💊
Schmerzmittel (NSAR): helfen bei akuten Beschwerden, sollten aber nicht dauerhaft eingesetzt werden.
Topische Präparate: Salben oder Gele mit schmerzlindernden Wirkstoffen wirken lokal und schonen den Magen.
Ergänzend: Pflanzliche Mittel wie Teufelskralle oder Weihrauch können unterstützend wirken.
Medikamente sind jedoch immer nur eine Begleittherapie, nie die alleinige Lösung.
4. Injektionstherapien 💉
Bei stärkerer Symptomatik können Injektionen direkt ins Gelenk helfen:
Cortison: wirkt schnell entzündungshemmend, aber nicht für langfristige Anwendung geeignet (sollte nicht zu oft verwendet werden, da es langfristig zu einer Verschlechterung der Arthrose führen kann).
Hyaluronsäure: verbessert die „Schmierung“ im Gelenk, wirkt Entzündungshemmend und kann Stoßdämpfend wirken, wodurch Schmerzen über Monate reduzieren können.
Eigenblut (PRP): setzt auf körpereigene Wachstumsfaktoren zur Regeneration.
Welche Methode sinnvoll ist, hängt vom Stadium der Arthrose und den individuellen Voraussetzungen ab.
5. Alternative Therapien wie Manuelle Medizin, Akupunktur und Stoßwellenbehandlung
Neben den klassischen Maßnahmen können auch alternative Methoden hilfreich sein, um Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu verbessern:
· Manuelle Medizin: Durch gezielte Handgriffe werden Gelenke und Muskeln mobilisiert, Blockaden gelöst und die Beweglichkeit verbessert.
· Akupunktur: Feine Nadeln stimulieren bestimmte Punkte und können Schmerzen sowie Entzündungen reduzieren.
· Stoßwellenbehandlung: Schallwellen regen die Durchblutung und Regeneration im Gewebe an – besonders bei begleitenden Sehnenreizungen wirksam.
👉 Diese Methoden eignen sich gut als Ergänzung zu Physiotherapie und Bewegungstraining und können individuell kombiniert werden.
6. Lebensstil und aktive Mitarbeit 🌱
Eine konservative Therapie ist nur dann erfolgreich, wenn Patient:innen aktiv mitarbeiten. Dazu gehören:
Gewichtsreduktion: Jedes Kilo weniger entlastet die Knie enorm. Schon 5–10 % weniger Körpergewicht können Beschwerden deutlich lindern.
Ernährung: Eine entzündungshemmende Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten (Omega-3) und wenig Zucker unterstützt das Gelenk.
Stressabbau: Stress fördert Verspannungen und Entzündungen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Atemübungen wirken doppelt positiv.
Regelmäßige Bewegung im Alltag: Treppensteigen (in Maßen), Spazierengehen und kleine Aktivpausen im Büro verhindern das „Einrosten“.
Kombination statt Einzelmaßnahme
Die größte Wirkung erzielt fast immer die Kombination verschiedener konservativer Therapien. Ein Beispiel:
Physiotherapie 1x pro Woche
tägliche Eigenübungen zu Hause oder im Fitnessstudio
gezielter Einsatz einer Bandage bei Belastung
Ernährungsumstellung
ggf. Injektionen, Akupunktur, Stoßwelle zur Schmerzreduktion und Regeneration
So lassen sich Operationen oft über Jahre hinauszögern – und die Lebensqualität steigt deutlich.
Wann ist eine Operation unvermeidbar?
Trotz aller konservativen Möglichkeiten kann irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem eine Operation (z. B. Teil- oder Vollprothese) sinnvoll wird – etwa wenn:
Schmerzen dauerhaft sehr stark sind
die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist
konservative Maßnahmen nicht mehr wirken
👉 Aber: Wer frühzeitig konservativ behandelt, hat gute Chancen, diesen Schritt hinauszuzögern.
Fazit
Kniearthrose bedeutet nicht automatisch eine Operation. Dank moderner konservativer Therapien – von Bewegungstraining über Bandagen bis hin zu Injektionen – gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Beschwerden zu lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten.
Das Wichtigste ist deine aktive Mitarbeit: Bewegung, gesunde Ernährung und ein bewusster Lebensstil sind die Grundlage jeder erfolgreichen Therapie.
Hinweis: Diese Informationen dienen der Gesundheitsvorsorge und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beratung. Bei bestehenden Beschwerden konsultieren Sie bitte einen Facharzt.